Inklusives Niedersachsen: Gemeinsam leben, lernen, arbeiten

Zum heutigen internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen erklärt Cornelia Rundt, Mitglied im Team Weil für Soziales:

Cornelia Rundt

„Die UN-Behindertenrechtskonvention ist im Bundestag schon lange ratifiziert, sie ist damit Gesetz und muss nun endlich auch in Niedersachsen tatsächlich umgesetzt werden. Es geht um den Umbau der ganzen Gesellschaft in eine Gesellschaft ohne Barrieren, weder in Bauten, noch bei der Kommunikation untereinander (Taube, Schwerhörige, Blinde, geistig Behinderte, Autisten, Menschen mit psychischen Störungen etc.) noch bei der Mobilität (Körperbehinderte, Senioren).

Inklusion ist kein Sparmodell. Der Umbau der Gesellschaft von institutionellen Unterstützungsangeboten hin zu personenzentrierten, d.h. individuell und direkt auf den einzelnen Menschen und seine Behinderung zugeschnittenen Unterstützungsmaßnahmen, muss mit Augenmaß geschehen. Man kann keine institutionellen Hilfsangebote einstampfen, so lange individuelle Angebote noch nicht existieren. Es liegt nahe, bei den Kleinsten in den Krippen und Kitas anzufangen, damit Inklusion in die Gesellschaft hineinwächst. Die jetzige Landesregierung macht genau an dieser Stelle große Fehler: Wer bei den Krippen spart und gleichzeitig das Wort Inklusion im Munde führt, hat das Ausmaß der vor uns stehenden Aufgabe nicht verstanden und macht sich unglaubwürdig.

Inklusion umfasst intelligente Konzepte für ein barrierefreies Miteinander und betrifft alle Altersgruppen. Damit Barrieren schrumpfen, müssen alle technischen Mittel genutzt, aber auch weiterentwickelt werden, z.B. die Hilfsmittel Rollstühle, Hörhilfen, Gebärden- und Schreibdolmetscher, Übersetzungsbüros für einfache Sprache, Assistenzdienste und, und, und. Die Gesellschaft muss sich dieser Aufgabe stellen. Denn für die Betroffenen wäre es eine Überforderung, über Zuzahlungen und ähnliches ihre Teilhabe am gesellschaftlichen Miteinander ausschließlich selbst zu finanzieren. Wir wollen mit einem Sofortprogramm ,Inklusives Niedersachsen, gemeinsam leben, lernen, arbeiten‘ die ersten Schritte auf diesem sicher langen Weg gehen.“

Hinweis:
Anlässlich des "Internationalen Tages der Menschen mit Behinderung" wird Cornelia Rundt ihre Position heute Abend auch als Referentin bei einer öffentlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung unter der Überschrift „Inklusion gemeinsam verwirklichen“ vertreten. Sie findet statt am heutigen Montag, 3. Dezember 2012, um 18.00 Uhr im Niedersächsischen Landtag, Restaurant im Leineschloss, Hinrich-Wilhelm-Kopf-Platz 1, 30159 Hannover. Nach dem Vortrag von Frau Rundt diskutieren Hanna Naber, Geschäftsführerin des AWO-Bezirksverbandes Weser-Ems e. V., Hans-Werner Lange, Geschäftsführer Blinden- und Sehbehindertenverband Niedersachsen e. V. und Gerwin Matysiak, Vorsitzender des Bundesverbandes Selbsthilfe Körperbehinderter e. V.