Das Ziel des Energiefahrplans ist unstrittig: Bis 2050 soll der Kohlenstoff-Ausstoß um 80 Prozent gesenkt werden. Aber Energie-Kommissar Oettinger marschiert in die falsche Richtung. Zwar redet er zu Recht einer „Dekarbonisierung des Energiesystems“ das Wort. Aber im Sinn hat er dabei zusätzliche Atomkraftwerke – und nicht vorrangig den massiven Ausbau erneuerbarer Energien. Damit missachtet er sträflich die in Deutschland eingeleitete Energiewende, die sich von Atomstrom lösen will.
„Dekarbonisierung“ ist der Fachbegriff für eine kohlenstoffarme Welt in Produktion und Verbrauch. Oettinger legt den Begriff falsch aus. Dekarbonisierung mit Atomkraft darf nicht die Lehre aus Fukushima sein. Denn Atomkraft ist im Zweifelsfall unbeherrschbar.
Oettingers Strategie der Dekarbonisierung öffnet die Hintertür für eine Wiedergeburt der Atomkraft. Nichts anderes haben Oettinger und die Kommission im Sinn. Die Klimaziele werden wir auch ohne Atomkraft erreichen – mit Strom aus Wind, Sonne und biologischen Energien und für den Übergang mit Strom aus fossilen Energien wie Gas, Öl und Kohle – abgerundet durch hohe Energieeffizienz in Wirtschaft und Privathaushalten.